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Faschismus ist ein Begriff, der oft verwendet wird, aber selten genau definiert wird. Dabei ist es wichtig zu verstehen, worum es sich dabei handelt, denn faschistische Bewegungen und Ideen sind auch heute noch relevant. Faschismus ist eine politische Ideologie, die sich durch extremen Nationalismus, autoritäre Herrschaft, Gewaltverherrlichung und die Ablehnung von Demokratie auszeichnet. Doch er ist mehr als nur eine Ideologie – er ist auch eine politische Praxis, die sich in verschiedenen Ländern unterschiedlich äußern kann.

Die Ursprünge des Faschismus

Der Begriff „Faschismus“ leitet sich vom italienischen Wort fascio ab, was „Bund“ oder „Bündel“ bedeutet. In der Antike war das Fasces ein Symbol für Macht: ein Rutenbündel mit einer Axt, das römische Beamte als Zeichen ihrer Autorität trugen. Diese Symbolik griff Benito Mussolini auf, als er 1919 in Italien die Bewegung der Faschisten gründete.

Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich Italien in einer tiefen Krise. Die Wirtschaft war instabil, es gab hohe Arbeitslosigkeit, und viele Menschen waren unzufrieden mit der Regierung. Mussolini nutzte diese Unzufriedenheit und versprach, Italien wieder stark zu machen. 1922 übernahm er mit seinem „Marsch auf Rom“ die Macht und errichtete die erste faschistische Diktatur.

Merkmale des Faschismus

Faschismus hat keine einheitliche Definition, aber es gibt typische Merkmale, die in fast allen faschistischen Bewegungen vorkommen:

1. Extremer Nationalismus

Faschisten sehen ihre Nation als überlegen an und verherrlichen ihre eigene Kultur und Geschichte. Sie behaupten oft, dass ihr Land durch äußere Feinde oder „innere Verräter“ bedroht werde.

2. Autoritäre Herrschaft

Faschistische Staaten sind Diktaturen, in denen eine starke Führungsperson unumschränkte Macht besitzt. Demokratie wird als schwach und ineffektiv abgelehnt.

3. Militarismus und Gewaltverherrlichung

Faschistische Regime setzen auf militärische Stärke und glorifizieren Krieg als Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele. Gewalt gegen politische Gegner wird nicht nur akzeptiert, sondern oft gezielt eingesetzt.

4. Ablehnung von Individualismus und Pluralismus

Faschismus fordert die vollständige Unterordnung des Individuums unter den Staat. Meinungsvielfalt und politische Debatten werden als Bedrohung angesehen.

5. Feindbilder und Verschwörungstheorien

Faschisten suchen immer nach Schuldigen für die Probleme ihres Landes. Das können politische Gegner, ethnische Minderheiten oder andere Gruppen sein, die als „Volksfeinde“ dargestellt werden.

6. Kontrolle über Medien und Propaganda

Faschistische Regime setzen auf gezielte Manipulation der Bevölkerung durch Propaganda. Pressefreiheit existiert nicht, stattdessen werden Medien genutzt, um die eigene Ideologie zu verbreiten.

Faschismus in der Geschichte

Neben Mussolinis Italien gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere faschistische Regime:

  • NS-Deutschland (1933–1945): Adolf Hitler übernahm die Ideen Mussolinis, fügte jedoch eine radikale, rassistische Komponente hinzu. Der deutsche Faschismus, auch Nationalsozialismus genannt, führte zum Holocaust und zum Zweiten Weltkrieg.
  • Spanien unter Franco (1939–1975): General Francisco Franco errichtete nach einem Bürgerkrieg eine faschistische Diktatur, die erst mit seinem Tod endete.
  • Portugal unter Salazar (1933–1974): António de Oliveira Salazar führte einen autoritären Staat, der faschistische Züge trug, aber weniger aggressiv auftrat als Mussolini oder Hitler.

Neofaschismus: Faschismus heute?

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt der Faschismus als besiegt. Doch faschistisches Gedankengut verschwand nicht einfach. In vielen Ländern gibt es heute neofaschistische Bewegungen, die versuchen, alte faschistische Ideen mit neuen Methoden zu verbreiten.

  • Sie nutzen moderne Kommunikation wie Social Media zur Propaganda.
  • Sie präsentieren sich als „Patrioten“ und geben vor, lediglich die nationale Kultur schützen zu wollen.
  • Sie greifen demokratische Institutionen an und versuchen, autoritäre Strukturen aufzubauen.

Warum ist es wichtig, Faschismus zu erkennen?

Faschismus entsteht oft in Krisenzeiten, wenn Menschen sich nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme sehnen. Er nutzt Angst, Unsicherheit und Wut, um Unterstützung zu gewinnen. Die Geschichte zeigt, dass faschistische Bewegungen immer wieder zu Gewalt, Unterdrückung und Krieg geführt haben.

Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegen faschistische Tendenzen vorzugehen – sei es durch Bildung, politische Aufklärung oder das Engagement für Demokratie und Menschenrechte.

Warum ist die AfD nicht faschistisch?

Obwohl die AfD in vielen Bereichen eine nationalistische und rechtspopulistische Partei ist, erfüllt sie nicht alle klassischen Merkmale des Faschismus.

1. Die AfD bekennt sich offiziell zur Demokratie

Die Partei nimmt an Wahlen teil, nutzt demokratische Institutionen und fordert keine offene Abschaffung der Demokratie. Während einige ihrer Mitglieder die Demokratie als „fehlgeleitet“ oder „ineffizient“ kritisieren, gibt es keine formale Ablehnung des demokratischen Systems.

2. Kein Führerkult oder totalitäre Strukturen

Klassische faschistische Regime wie das von Mussolini oder Hitler waren stark auf eine einzelne Führungsfigur ausgerichtet. In der AfD gibt es immer wieder interne Machtkämpfe und keine zentrale, unangefochtene Führungspersönlichkeit.

3. Keine systematische Gewaltanwendung

Faschistische Bewegungen setzen oft auf Straßengewalt oder paramilitärische Gruppen, um ihre Gegner einzuschüchtern. Zwar gibt es in der AfD radikale Mitglieder und Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen, aber die Partei selbst organisiert keine gewalttätigen Aktionen oder ruft direkt zur Gewalt auf. Im Gegenteil: die AfD war gerade im letzten Wahlkampf sehr oft selbst Opfer von Gewalt. Diese kam nahezu ausschließlich von links.

4. Keine komplette Gleichschaltung der Gesellschaft

Faschistische Systeme versuchen, alle gesellschaftlichen Bereiche zu kontrollieren – von den Medien bis zur Kultur. Die AfD übt zwar scharfe Kritik an den etablierten Medien, hat aber keine umfassende Kontrolle über sie.

Welche problematischen Tendenzen gibt es in der AfD?

Obwohl die AfD nicht eindeutig faschistisch ist, gibt es einige bedenkliche Entwicklungen:

  • Radikalisierung: Vor allem in Ostdeutschland gewinnt der völkisch-nationalistische „Flügel“ der Partei immer mehr Einfluss.
  • Feindbilddenken: Die Partei nutzt gezielt Ängste gegen Migranten, Muslime und politische Gegner.
  • Umgang mit der NS-Zeit: Einzelne Parteimitglieder relativieren Verbrechen der Nazis oder sprechen von einer „erinnerungspolitischen Wende“.

Fazit

Faschismus ist eine gefährliche Ideologie, die sich durch Nationalismus, Gewalt und die Ablehnung demokratischer Werte auszeichnet. Auch wenn klassische faschistische Regime der Vergangenheit angehören, bleiben ihre Ideen in verschiedenen Formen bis heute erhalten. Daher ist es entscheidend, Faschismus zu erkennen, zu verstehen und sich aktiv für eine offene, demokratische Gesellschaft einzusetzen.

Bild: Matthias koch / Midjourney KI

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