James David Vance ist eine der faszinierendsten politischen Figuren der Gegenwart. Vom Kind einer zerrütteten Arbeiterfamilie zum Bestsellerautor, Investor und schließlich zum Politiker – sein Werdegang ist eine amerikanische Erfolgsgeschichte, die inspiriert und polarisiert.
Kindheit und Jugend – Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen
JD Vance wurde am 2. August 1984 als James David Vance in Middletown, Ohio geboren. Seine Familie gehörte zur weißen Arbeiterklasse, die in den Appalachen verwurzelt ist. Die Kindheit war geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit, familiären Problemen und den sozialen Herausforderungen einer Region, die stark vom Strukturwandel betroffen war.
Seine Mutter kämpfte mit Drogenabhängigkeit, und sein Vater verließ die Familie früh. In dieser schwierigen Zeit spielte seine Großmutter, die er liebevoll „Mamaw“ nannte, eine entscheidende Rolle. Sie vermittelte ihm Werte wie harte Arbeit, Disziplin und den Glauben daran, dass man sich aus schwierigen Verhältnissen hocharbeiten kann.
Trotz seiner herausfordernden Jugend war Vance ein guter Schüler. Er besuchte die Middletown High School und trat nach dem Abschluss in das US Marine Corps ein. Dort diente er unter anderem im Irakkrieg, was ihn politisch und persönlich stark prägte.
Bildung und Karriere – Vom Marinesoldaten zum Yale-Absolventen
Nach seinem Militärdienst entschied sich Vance für ein Studium. Er besuchte zunächst die Ohio State University, wo er einen Abschluss in Politikwissenschaft und Philosophie machte. Danach gelang ihm etwas, was für einen Jungen aus seiner Herkunft selten ist: Er wurde an der renommierten Yale Law School aufgenommen.
Dort hatte er mit Vorurteilen und kulturellen Unterschieden zu kämpfen. Als Arbeiterkind in einer Elite-Universität erlebte er aus erster Hand, wie tief die gesellschaftlichen Gräben in den USA sind. Eine seiner Professorinnen, Amy Chua, ermutigte ihn, seine Geschichte aufzuschreiben – was später zu seinem Buch „Hillbilly Elegy“ führte.
Nach dem Jura-Studium arbeitete Vance als Investitionsberater für den milliardenschweren Investor Peter Thiel und gründete später seinen eigenen Risikokapitalfonds.
Durchbruch als Autor – „Hillbilly Elegy“ und der gesellschaftliche Diskurs
2016 veröffentlichte Vance seine Autobiografie „Hillbilly Elegy: A Memoir of a Family and Culture in Crisis“, die sofort zum Bestseller wurde. Das Buch schildert eindringlich seine Kindheit, die Herausforderungen der weißen Arbeiterklasse und die gesellschaftlichen Missstände in den USA.
Es wurde als eine der wichtigsten Erklärungen für den Aufstieg von Donald Trump betrachtet. Während die einen das Buch als ehrliche Analyse der sozialen Probleme lobten, warfen ihm andere vor, er würde strukturelle Ungleichheiten individualisieren, anstatt systemische Probleme aufzuzeigen.
Politischer Aufstieg – Vom Trump-Kritiker zum Republikaner
Nach der Veröffentlichung seines Buches galt Vance zunächst als Trump-Kritiker. Doch mit der Zeit änderte er seine Haltung und wurde zu einem engen Verbündeten von Donald Trump.
2022 trat er bei den Senatswahlen in Ohio für die Republikaner an – und gewann. Dabei setzte er auf eine populistische, nationalkonservative Rhetorik. Er sprach sich gegen Eliten, für eine restriktive Migrationspolitik und für eine konservative Wirtschaftspolitik aus.
Sein Erfolg machte ihn schnell zu einer der wichtigsten Stimmen innerhalb der Republikanischen Partei.
US-Vizepräsident unter Donald Trump
2024 wurde JD Vance von Donald Trump als dessen Running Mate für die Präsidentschaftswahl ausgewählt. Viele sahen ihn als Vertreter der jungen, aufstrebenden rechten Bewegung, die wirtschaftlichen Nationalismus mit sozialkonservativen Werten verbindet.
Nach Trumps Wahlsieg übernahm er als Vizepräsident der Vereinigten Staaten eine zentrale Rolle. Sein Einfluss auf die Politik der Regierung zeigt sich besonders in den Bereichen Wirtschaft, Sozialpolitik und internationale Beziehungen.
Politische Positionen und Ideologie
JD Vance vertritt eine Mischung aus Nationalkonservatismus und wirtschaftlichem Populismus. Seine wichtigsten Standpunkte:
Wirtschaftspolitik
Er fordert eine stärkere Regulierung von Konzernen, um amerikanische Arbeiter zu schützen.
Migrationspolitik
Er setzt sich für eine restriktive Einwanderungspolitik ein und warnt vor den Folgen illegaler Migration.
Außenpolitik
Vance tritt für eine „America First“-Politik ein und setzt sich für eine Reduzierung der globalen US-Militäreinsätze ein.
Kulturkampf
Er spricht sich gegen „woke“ Ideologien aus und fordert eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte.
Privatleben – Familie und persönliche Werte
JD Vance ist mit Usha Vance, einer Anwältin und ehemaligen Yale-Kommilitonin, verheiratet. Das Paar hat drei Kinder und lebt in Ohio.
Sein christlicher Glaube spielt eine große Rolle in seinem Leben. Er bezeichnet sich selbst als evangelikalen Katholiken und sieht konservative Werte als Fundament einer funktionierenden Gesellschaft.
Kritik und Kontroversen
Vance bleibt eine umstrittene Figur. Kritiker werfen ihm vor, seine früheren Ansichten aus Karrieregründen geändert zu haben. Zudem wird er für seine Nähe zu Trump kritisiert. Seine Gegner sehen in ihm einen Wendehals, der sich opportunistisch dem Rechtspopulismus angenähert hat.
Befürworter hingegen loben ihn als authentische Stimme der amerikanischen Arbeiterklasse, die sich gegen die Interessen der globalen Eliten stellt.
Seine Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2025
US-Vizepräsident JD Vance hielt am 14. Februar 2025 auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine kontroverse Rede, in der er Europas innere Bedrohungen für Demokratie und Meinungsfreiheit stärker kritisierte als externe Gefahren durch Russland oder China. Er bemängelte unter anderem die Absage der Präsidentschaftswahl in Rumänien, die Verfolgung einer Anti-Abtreibungs-Aktivistin im Vereinigten Königreich und den Ausschluss bestimmter politischer Parteien von der Konferenz. Vance betonte, dass die Zensur von Meinungen und die Einschränkung der Redefreiheit in Europa alarmierend seien.
Kritik an Migrationspolitik
Zudem kritisierte er die europäische Migrationspolitik und verwies auf einen kürzlichen Vorfall in München, bei dem ein afghanischer Migrant in einen Angriff verwickelt war. Seine Äußerungen stießen bei europäischen Offiziellen auf scharfe Kritik; sowohl der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius als auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas wiesen seine Aussagen entschieden zurück.
Diese Rede belastet die transatlantischen Beziehungen zusätzlich. Insbesondere nach der Entscheidung der Trump-Administration, bilaterale Gespräche mit Russland über die Ukraine aufzunehmen und dabei europäische Hauptstädte zu umgehen.
Zensur in Europa
Vance forderte Europa zudem auf, mehr in die eigene Verteidigung zu investieren, und kritisierte die EU für ihre Regulierung von Hassrede und Fehlinformationen, die seiner Meinung nach Zensur gleichkomme. Er betonte, dass die USA sich auf Regionen konzentrieren müssten, die in großer Gefahr seien, und dass es wichtig sei, dass die Europäer sich stärker engagieren.
Die Rede von Vizepräsident Vance hat somit eine intensive Debatte über die transatlantischen Beziehungen und die inneren Herausforderungen Europas ausgelöst.
Für weitere Details kannst du dir die vollständige Rede von JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz ansehen:
Fazit – JD Vance als Symbol des neuen Konservatismus
JD Vance verkörpert den Wandel der Republikanischen Partei hin zu einer populistischen, wirtschaftsnationalistischen Bewegung. Vom Außenseiter zum Vizepräsidenten hat er eine beispiellose Karriere hingelegt.
Seine Zukunft könnte ihn noch weiter nach oben führen – vielleicht sogar ins Oval Office…
Foto: Montage Matthias Koch / White House