Ein Verkehrsunfall ist für viele ein erschreckendes und stressiges Erlebnis, insbesondere wenn du als Geschädigter betroffen bist. In einer solchen Situation ist es wichtig, deine Rechte genau zu kennen, um sicherzustellen, dass du den vollen Umfang deines Schadens ersetzt bekommst und keine unnötigen Kosten trägst. Dieser Artikel erklärt dir im Detail, welche Rechte du als Geschädigter bei einem Verkehrsunfall hast und welche Schritte du unternehmen solltest, um deine Ansprüche erfolgreich durchzusetzen.

1. Schadensersatz: Wer haftet und was kannst du fordern?

Wenn du bei einem Verkehrsunfall geschädigt wurdest, hast du grundsätzlich Anspruch auf Schadensersatz. Der Verursacher des Unfalls ist verpflichtet, den durch sein Verhalten entstandenen Schaden zu ersetzen. In der Regel übernimmt dies die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers.

Du kannst verschiedene Arten von Schadensersatz fordern:

  • Sachschaden: Dazu gehören alle Schäden an deinem Fahrzeug und anderen persönlichen Gegenständen, die durch den Unfall zerstört oder beschädigt wurden. Die Versicherung des Unfallverursachers muss in der Regel die Reparaturkosten oder den Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs übernehmen.
  • Mietwagenkosten: Falls dein Fahrzeug aufgrund des Unfalls nicht mehr fahrbereit ist, hast du das Recht, die Kosten für einen Mietwagen ersetzt zu bekommen, solange dein Auto in der Werkstatt ist. Alternativ kannst du eine Nutzungsausfallentschädigung erhalten, wenn du keinen Mietwagen nehmen möchtest.
  • Schadensgutachten: Als Geschädigter hast du das Recht, ein eigenes Gutachten von einem unabhängigen Sachverständigen erstellen zu lassen. Die Kosten dafür trägt die gegnerische Versicherung.
  • Abschleppkosten: Wenn dein Fahrzeug nach dem Unfall abgeschleppt werden muss, werden auch diese Kosten erstattet.

Totalschaden und Restwert

Sollte dein Fahrzeug so stark beschädigt sein, dass eine Reparatur unwirtschaftlich ist, spricht man von einem Totalschaden. In diesem Fall hast du Anspruch auf den Wiederbeschaffungswert, also die Summe, die du für den Kauf eines vergleichbaren Fahrzeugs benötigen würdest. Vom Wiederbeschaffungswert wird jedoch der sogenannte Restwert abgezogen, der für das beschädigte Fahrzeug noch erzielt werden kann.

2. Schmerzensgeld: Bei Personenschäden

Wenn du bei einem Verkehrsunfall verletzt wurdest, steht dir zusätzlich zu den Sachschäden Schmerzensgeld zu. Das Schmerzensgeld soll die erlittenen körperlichen und seelischen Schmerzen ausgleichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um leichte Verletzungen wie Prellungen oder schwere Verletzungen wie Knochenbrüche handelt. Auch psychische Belastungen, die nach einem Unfall auftreten, können als Grundlage für Schmerzensgeldansprüche dienen.

Die Höhe des Schmerzensgeldes hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Schwere der Verletzungen: Schwere Verletzungen führen in der Regel zu höheren Schmerzensgeldzahlungen. Je länger die Genesungszeit und je gravierender die Beeinträchtigungen, desto höher fällt das Schmerzensgeld aus.
  • Dauer der Behandlung: Auch die Dauer der Behandlung, mögliche Operationen oder Rehabilitationsmaßnahmen beeinflussen die Höhe des Schmerzensgeldes.
  • Langzeitfolgen: Falls du durch den Unfall dauerhafte Schäden oder Einschränkungen erlitten hast, kann dies zu einer erheblichen Erhöhung des Schmerzensgeldanspruchs führen.

3. Anspruch auf einen Anwalt beim Verkehrsunfall

In vielen Fällen ist es ratsam, sich von einem Anwalt für Verkehrsrecht vertreten zu lassen. Als Geschädigter hast du das Recht, die Anwaltskosten ebenfalls von der Versicherung des Unfallverursachers erstatten zu lassen, wenn du nicht selbst für den Unfall verantwortlich bist.

Ein Anwalt hilft dir dabei, deine Rechte durchzusetzen, insbesondere wenn die gegnerische Versicherung den Schaden nur teilweise oder gar nicht regulieren möchte. Oft versucht die Versicherung des Unfallgegners, Schadensersatzansprüche zu mindern oder abzulehnen – ein Anwalt sorgt dafür, dass dir keine Rechte entgehen.

4. Mitverschulden: Was passiert, wenn du eine Teilschuld hast?

Es gibt Situationen, in denen du als Geschädigter eine Teilschuld am Unfall trägst. Das heißt, dein Verhalten hat möglicherweise zur Entstehung des Unfalls beigetragen, auch wenn der Hauptverursacher ein anderer war. In solchen Fällen wird der Schadensersatz anteilig reduziert.

Beispiel: Wenn dir nachgewiesen wird, dass du eine Verkehrsregel verletzt hast, kann dies deine Haftungsquote beeinflussen. Die Höhe des Schadensersatzes wird dann in einem entsprechenden Verhältnis gekürzt, je nach dem Grad deines Mitverschuldens.

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5. Haushaltsführungsschaden: Wenn du deinen Haushalt nicht mehr führen kannst

Wenn du durch den Unfall in deiner Haushaltsführung eingeschränkt bist, hast du Anspruch auf einen sogenannten Haushaltsführungsschaden. Das bedeutet, dass die gegnerische Versicherung dir die Kosten für eine Haushaltshilfe oder die entgangene Arbeitskraft im Haushalt ersetzen muss. Dieser Anspruch kann auch dann bestehen, wenn du beispielsweise nur zeitweise nicht in der Lage bist, deinen Haushalt zu führen – sei es durch Verletzungen, Rehabilitationsmaßnahmen oder notwendige Arztbesuche.

Die Höhe des Haushaltsführungsschadens wird anhand deines Haushaltseinkommens und der Anzahl der Stunden berechnet, die du normalerweise für die Haushaltsführung aufwendest.

6. Erstattung von Heilbehandlungskosten

Wenn du durch den Unfall Verletzungen erlitten hast, hast du auch Anspruch auf Erstattung der Heilbehandlungskosten. Dazu gehören sämtliche medizinischen Kosten, die aufgrund des Unfalls entstehen, wie:

  • Arztkosten: Alle Arztbesuche, Untersuchungen und Behandlungen, die du aufgrund des Unfalls benötigst.
  • Krankenhausaufenthalte: Wenn du ins Krankenhaus eingeliefert wirst, übernimmt die Versicherung des Unfallverursachers die Kosten.
  • Rehabilitationsmaßnahmen: Sollten langwierige Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich sein, werden auch diese übernommen.
  • Medikamente und Hilfsmittel: Auch die Kosten für verschriebene Medikamente oder notwendige Hilfsmittel wie Krücken oder Bandagen fallen unter die Erstattungsansprüche.

7. Schadensminderungspflicht: Deine Pflichten als Geschädigter

Obwohl du als Geschädigter umfassende Rechte hast, bist du auch verpflichtet, den entstandenen Schaden so gering wie möglich zu halten. Dies nennt man die Schadensminderungspflicht. Das bedeutet, dass du alles tun musst, um den Schaden für die gegnerische Versicherung nicht unnötig zu erhöhen. Beispielsweise darfst du nicht unverhältnismäßig teure Reparaturen durchführen lassen oder unnötig lange einen Mietwagen nutzen, wenn du dein Fahrzeug bereits wieder nutzen könntest.

Wenn du gegen die Schadensminderungspflicht verstößt, kann die gegnerische Versicherung die Übernahme bestimmter Kosten verweigern.

8. Schadensabwicklung: Was du beachten musst

Nach einem Unfall solltest du die gegnerische Versicherung schnellstmöglich informieren, damit die Schadensabwicklung reibungslos funktioniert. Hier einige wichtige Schritte:

  • Unfallbericht: Halte alle relevanten Informationen zum Unfall fest, wie z. B. Unfallhergang, Namen und Adressen der Beteiligten und Zeugen.
  • Gutachten: Lasse ein Gutachten zur Schadenshöhe von einem unabhängigen Sachverständigen erstellen.
  • Kommunikation: Bleibe in Kontakt mit der gegnerischen Versicherung und reiche alle geforderten Unterlagen ein.

Wenn die Versicherung des Unfallverursachers nicht zahlen möchte oder den Schaden nur teilweise anerkennt, kannst du rechtliche Schritte einleiten, um deine Ansprüche durchzusetzen.

Fazit: Als Geschädigter bist du (eigentlich) nicht schutzlos

Nach einem Verkehrsunfall hast du als Geschädigter umfassende Rechte. Von der Erstattung der Sachschäden über Schmerzensgeld bis hin zu einem Anwalt, der deine Ansprüche vertritt – es gibt viele Möglichkeiten, wie du für den dir entstandenen Schaden entschädigt wirst. Wichtig ist, dass du deine Rechte kennst und im Ernstfall konsequent einforderst. Wenn du unsicher bist, scheue dich nicht, rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Dass es aber trotz eingeschaltetem Anwalt dann doch etwas anders kommen kann und die Nerven nach Wochen des Wartens blank liegen, erläutern wir Dir anhand eigener Erfahrungen im Podcast #17.

Bild von _Leon auf Pixabay

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